Herz- & Lenkradflattern
Ein Problem und seine Lösung
Viel besprochen, immer wieder für neue Diskussionen sorgend und nie enden wollendes Thema in der Jimny-Welt ist das Lenkradflattern.
Der eine hat sich längst damit abgefunden, für den anderen ist es die Horrorvorstellung gepaart mit gehöriger Angst und ein dritter hat längst die ultimative Lösung für alle gefunden und posaunt sie in die Welt hinaus.
Leider ist diese Lösung, welche sich oft „Lenkungsdämpfer“ nennt, nur die halbe Wahrheit.
Sven Karczmarzyk von SK4x4Sports, hat sich vor einiger Zeit intensiv dem Thema gewidmet und einen Technikbericht in der 4x4action verfasst.
Diesen greifen wir auf und zeigen euch die möglichen Rangehensweisen und benötigten Teile, welche in Svens Online-Shop verfügbar sind. Eine Linkliste zu allen relevanten und genannten Teilen, findet ihr zusammengefasst weiter unten.
Death Wobble
Wer bei Google oder YouTube den für das Lenkradflattern im englischen gebräuchlichen Begriff „Death-Wobble“ eingibt, wird von Ergebnissen regelrecht erschlagen.
In einigen Videos sieht man dann sogar, wohin das Ganze im Extremfall führen kann.
Die Erkenntnis: Nicht nur der Jimny ist betroffen.
Ein Problem bei den Jimnys der älteren Generation, sind allerdings Sparmaßnahmen und zu schwache Bauteile, die das Schlagen des Lenkrades begünstigen. Ein serienmäßig verbauter Lenkungsdämpfer, wäre ebenfalls hilfreich gewesen, weshalb die Nachrüstung in jedem Fall lohnenswert ist.
Der Lenkungsdämpfer hat allerdings eher die Aufgabe, brachiale Stöße im Gelände nicht an das Lenkrad weiterzugeben und die Daumen zu schützen, wenn das Gelände über die Kraft des Fahrers siegt.
Das Lenkradschlagen wird gedämpft, die Symptome werden also gemildert.
Die Ursache jedoch liegt woanders.
Bei Geländefahrzeugen sind die Vorderräder meist durch eine Spurstange starr verbunden.
Ein einseitiger Schlag auf ein Rad, wird dadurch ungedämpft an das gegenüberliegende Rad weitergegeben.
Dieses gibt den Schlag natürlich seinerseits zurück. Dieses Hin und Her schaukelt sich im schlechtesten Fall soweit auf, dass das Lenkrad anfängt zu flattern oder sich im Extremfall der ganze Wagen schüttelt.
Der Lenkungsdämpfer sorgt hier für Abhilfe, indem er die Schläge von Rad zu Rad minimiert.
Umbauten & negative Folgen
Mit beliebten Umbauten wie einer Höherlegung, breiteren und größer dimensionierten Reifen oder Spurplatten, kommt allerdings auch der Dämpfer an seine Grenzen und das Flattern beginnt von neuem oder wird stärker.
Lösungsansätze gibt es auch da so einige.
So z.B. kleine Beilagscheiben (sog. Shims) unter den Achsschenkellagern, welche die Vorspannung, aber damit auch den Verschleiß der Lager erhöhen. Der Verschleiß ist allerdings eher zu vernachlässigen.
Im Idealfall verbaut man die von SK4x4Sports angebotenen Achsschenkellager mit Abschmiernippel und verschafft sich damit die Möglichkeit für regelmäßige und ausreichende Schmierung der Lager zu sorgen.
Wuchten par excellence
Eine weitere Möglichkeit ist das bolzenzentrierte Wuchten der Felgen.
Aber was genau bedeutet das?
In den meisten Fällen hat die Nabe eines Fahrzeuges einen Zentrierring, welcher der Felge einen mittigen Sitz verschafft. Die Felge wird also samt Reifen über das mittige Zentrierloch ausgewuchtet und sitzt dann bestenfalls perfekt ohne eine Unwucht an das Fahrzeug zu übertragen.
Beim Jimny fehlt dieser Zentrierring an der Nabe, weshalb ausschließlich die Radbolzen für den Halt sorgen und die Felge so auf der Nabe „zentriert“ wird.
Sind die Bolzen nun nicht exakt zum mittigen Loch der Felge ausgerichtet, bekommt das Rad trotz des Auswuchtens auf der Nabe einen minimalen Höhenschlag, welche sich wie Unebenheiten auf der Straße äußern und so wieder zu oben aufgeführter Problematik, dem Aufschaukeln führen.
Dem kann man entgegenwirken, indem man mit einem Spezialflansch für Wuchtmaschinen, die Felgen über die Bolzenlöcher zentriert. Dann sitzt das „mittige“ Felgenloch zwar nicht wirklich mittig zentriert, hat aber beim Jimny keine Relevanz.
Leider bieten normale Werkstätten kaum dieses bolzenzentrierte Wuchten an.
Nicht zuletzt, weil der Spezialflansch zu teuer ist und sich nicht rechnet.
Den meisten Werkstätten, ja sogar Reifendiensten muss man erstmal genau erklären was man will, eh man die Absage bekommt.
Hier lohnt definitiv die Suche nach einer Werkstatt welche auf Offroadumbauten spezialisiert ist.
Ganz verrückte kaufen sich den Flansch einfach selber. Im Verein oder mit mehreren Offroad-Verrückten im Freundeskreis sicher nicht die schlechteste Idee und von Werkstattausrüstern wie Areso auch für einen vernünftigen Preis erhältlich.
Man kann das Ganze derart auf die Spitze treiben, dass man sogar, wie tatsächlich ab und an zu lesen, die Bremsscheiben wuchten lässt.
Man kann aber auch übertreiben. Die Unebenheiten auf der Straße, bleiben trotzdem vorhanden.
Lasst euch von einer unerfahrenen Werkstatt bitte kein ständiges normales Auswuchten, Spur einstellen oder gar immer wieder neue Spurstangenköpfe verkaufen.
Warum, werdet ihr vermutlich bereits auf dem Weg nach Hause merken.
Spätestens aber beim Blick auf die Rechnung.
Wer Modifikationen an seinem Jimny vornimmt und ihn mit einem entsprechenden Fahrwerk höherlegt, sollte um dem Lenkradflattern vorbeugend entgegenzuwirken, den Nachlauf mit entsprechenden exzentrischen Längslenkerbuchsen korrigieren.
Warum, erklärt die Grafik in der Galerie. Vereinfacht gesagt: Damit das Rad wieder dort steht wo es auch stehen soll.
Egal für welches (richtige) Mittel ihr euch entscheidet, Sven bietet in seinem Shop für jeden Umbau eine Lösungsmöglichkeit, welche euren Jimnys das Lenkradflattern vergehen lassen.
Danke an Sven und 4x4action für die Expertise und die Möglichkeit den Artikel hier aufzugreifen.
Und euch viel Glück beim Beheben dieses Problems.
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© Fotos:
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Bilder: Sven Karczmarzyk (SK4x4Sports), ARESO Automotive, Michael Scheler (Scheler.Media), Stefan Roth (The Jimny Diaries)
Text & Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Roth (The Jimny Diaries)